In der Pflegedokumentation ist es unerlässlich, dass das Pflegepersonal verstehend lesen und schreiben kann. – Digitalisierung und Grundbildung in der Pflege
Laut aktuellen Studien können ca. 6,2 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter, also rund 12,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren, nicht ausreichend Lesen, Schreiben und Rechnen. Sie gelten als Menschen mit geringer Literalität. In Bezug auf den Beruf können diese Menschen Arbeitsanweisungen nicht richtig lesen und verstehen. Das Schreiben ist stark fehlerhaft und wird von ihnen vermieden. Ein Arbeitsumfeld, in dem es wichtig ist, Anweisungen korrekt lesen und verstehen zu können, ist der Bereich der Pflege.
Hier setzt das Projekt KOMPASS2 an. Die Mitarbeiter*innen von KOMPASS2 haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Themen Grundbildung und Pflege miteinander zu verzahnen. Sie tragen so zu einer Verbesserung der Qualifikation der bereits in der Pflege beschäftigten Hilfskräfte bei und setzen auch bei der Gewinnung und Qualifizierung erwerbsloser Personen an, welche im Pflegebereich arbeiten möchten.
In dieser Podcast-Folge tauschen wir uns mit Gabriela Ölmann vom Projekt KOMPASS2 über die Projektansetze aus und besprechen, wie Digitalisierung hier einen möglichen Beitrag leisten kann. Gabriela Ölmann ist Krankenschwester und Dozentin im Bereich Pflegehilfe und Altenpflege. Sie ist Projektleiterin im Schwerpunkt Pflege im Transferprojekt KOMPASS2 an der VHS Göttingen Osterode.
Der Ansatz von KOMPASS2
In KOMPASS2 vermitteln Gabriela Ölmann und ihr Team Pflegetheorie und Fachwissen undKompetenz verbunden mit Inhalten des Grundbildungsbedarfs mit pflegethematischen Inhalten. Das achtmonatige Angebot wird berufsbegleitend angeboten und die Lerner*innen kommen dabei zu den Kolleg*innen in die VHS Göttingen Osterode. Für Erwerbslose bietet KOMPASS2 weiterhin einen zwölfmonatigen Kurs an.
Frau Ölmann geht davon aus, dass die Anzahl der Menschen mit Grundbildungsbedarf in der Pflege deutlich höher ist als öffentlich bekannt. Dies bedeutet, dass die Einrichtungen auf Nachfrage, den Bedarf von Grundbildung der Beschäftigten zunächst negieren, da die Betroffenen über die Jahre gelernt haben, dies gut zu verstecken.
Mit Frau Ölmann erörtern wir, welche Faktoren zum Gelingen oder Scheitern des Vorhabens „Grundbildung in der Pflege“ beitragen und welche good-Practice-Beispiele es bereits gibt. Hier nennt sie unter anderem BasisKomPlus oder mobile basisc education. Wichtig findet sie auch, dass sich die Pflege der Digitalisierung nicht verschließen darf und diese Bereiche besser verzahnt werden müssen. Daher freut sie sich, dass wir derzeit ein Video für den Bereich Pflege entwickeln.
eVideo – Transfer
Im Anschluss an das Interview berichtet Johanna Lambertz vom Team eVideoTransfer2 über Ansätze und Realisation des eVideos „Rechnen in der Pflege“ (Arbeitstitel). Erstmals arbeiten wir hier mit der Programm Articulate. Dies stellt neben der neuen Branche eine weitere Herausforderung dar, der wir uns aber gern stellen und bereits erste Teilziele erreicht haben: das Konzept der Musterseite steht, Hintergrundfotos sind erstellt und Feedback zu den Übungen sind von Expert*innen eingeholt. Nun geht es an die Umsetzung dieser Erkenntnisse und die darauffolgende Programmierung. Mit dem Jahreswechsel wird das eVideo „Rechnen in der Pflege“ fertig sein und Lerner*innen wie Branchenvertreter*innen und Vermittler*innen können das eVideo nutzen.