- 3. November 2020
- Veröffentlicht durch: evideo
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Grundbildung – Hören! Folge 10
Den Blick fürs Wesentliche schärfen – Einfache und Leichte Sprache
ein Interview mit Marlene Seifert von Schriftgut
Wie wir wissen, gibt es laut der aktuellen LEO-Studie über 6,2 Millionen Menschen in Deutschland, die nicht richtig lesen und schreiben können. Mehr als die Hälfte davon befindet sich in Arbeit. Daher wird der Formulierung von verständlichen Texten seit einigen Jahren immer Bedeutung beigemessen.
Bundesbehörden sind sogar dazu angehalten, ihr Angebot in leichter Sprache zusammenzufassen. Und immer mehr Landesbehörden und Einrichtungen ziehen nach. Auch für Unternehmen gewinnt das Thema immer stärker an Gewicht.
„Warum ist das wichtig?“
„Und was ist eigentlich mit den Begriffen Alltagssprache, Einfache Sprache und Leichte Sprache gemeint und wie grenzen sich diese voneinander ab?“
Dazu sprechen wir von eVideoTransfer2 in dieser Podcast-Folge mit Marlene Seifert von Schriftgut. Mit ihr werden wir diesen Fragen genauer auf den Grund gehen.
Marlene Seifert ist Texterin, Übersetzerin und Verstehensassistenz. Was letzteres genau ist, wird sie auch im Interview verraten.
Und damit begrüßen wir Sie Sie zu einer neuen Folge des eVideo Podcasts „Grundbildung Hören!“ Dieses Mal zum Thema „Den Blick fürs Wesentliche schärfen – Einfache und Leichte Sprache “.
Einfache und Leichte Sprache versuchen, das Verständnis zu erleichtern. Beide Varianten der deutschen Sprache nutzen Mittel der Vereinfachung. Dazu gehört der Gebrauch von einfachen Wörtern, eine Sensibilisierung hinsichtlich der Satzlänge und grundsätzlich die Verkleinerung der Sinneinheiten.
Leichte und Einfache Sprache – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Leichte Sprache war zuerst da und wurde von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Basis war die Überlegung: wie muss Sprache sein, damit Menschen mit Lernschwierigkeiten sie gut verstehen können. Auf dieser Grundlage ist ein Regelwerk entstanden. Das Besondere ist: Die Übersetzungen in Leichte Sprache werden von Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft.
Einfache Sprache ist entstanden, weil die für viele Menschen die Leichte Sprache zu leicht und die Alltagssprache zu schwer ist. Gemeinsamkeiten sind das Vereinfachen von schweren Texten, die schlüssige Aufbereitung der Informationen und das Bemühen um klare Text-Strukturen.
Unterschiede sind: Einfach Sprache benötigt nicht zwingend Bilder, längere Sätze und Nebensätze sind möglich, zusammengesetzte Wörter müssen nicht durch Bindestrich getrennt werden. Es ist keine Prüfgruppe erforderlich, Testleser:innen aus der Zielgruppe tragen aber zur besseren Textqualität bei.
Tipps für das Formulieren von sprachlich einfachen Texten



Und noch ein einfacher Tipp: Die Sätze laut lesen. Reicht die Luft nicht bis zum Punkt, können aus diesem Satz bestimmt zwei bis drei gemacht werden. Auch mehr als zwei Kommas sind ein Indiz für zu lange beziehungsweise zu komplizierte Sätze.
- Was ist das Ziel des Textes?
- Wie wird er eingesetzt?
- Wobei soll er helfen?
Danach richtet sich der Aufbau des Textes, wobei bei Leichter Sprache die Regel gilt: Ein Satz – eine Information.
Das heißt in der Folge: Viele Informationen bedeutet: viele Sätze. Die können kurz sein und inhaltlich gegliedert in thematische Abätze und mit Zwischenüberschriften. Das erleichtert die Orientierung. Hilfreich und persönlicher ist – wo möglich – eine direkte Ansprache. Damit entfallen oft Passivkonstruktionen und die Akteur:innen sind klar erkennbar.
Beim Schreiben sollte immer daran gedacht werden, dass die Leser:innen/Nutzenden Schritt für Schritt mitgenommen werden.
Als Test, ob ein Text einfach und klar verständlich ist, kann dieser an unbefangene Leser:innen geben werden. Diese können dann zurückmelden, wo es Probleme gab. An diesen Stellen ist eine Überarbeitung notwendig.
Weiterlesen und schauen:
- Inklusion Europe
- Mensch zuerst – Netzwerk People First e. V.
- Netzwerk Leichte Sprache
- Forschungsstelle Leichte Sprache Universität Hildesheim
- Marlene Seifert von Schriftgut
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